Wir sehen das typische Bild eines intakten Bullenmarktes
03.05.23 11:02
Stephan Heibel

Unsere aktuelle Sentimentauswertung kommt zu einem bullischen Ergebnis: Der weiterhin hohe Pessimismus preist viele negative Rahmenbedingungen für die Wirtschaft bereits ein. Ob Sie sich auf dieses Interpretation verlassen können, erfahren Sie in nachfolgend.
Anschließend beschäftigen wir uns mit der Marktbreite dieser
Rallye. Denn letzte Woche sind nur wenige Aktien angestiegen,
diese dafür jedoch ziemlich stark. Zudem waren es große
Unternehmen wie Microsoft und Meta, die mit den größten
Kurssprüngen die Indizes nach oben zogen. Normalerweise ist das
ein Warnzeichen. Ich führe aus, warum ich anderer Meinung bin.
Wir sehen das typische Bild eines intakten Bullenmarktes: Ungläubig
schauen Anleger auf die hohen Kurse und listen die Argumente auf,
die eigentlich für einen Crash sorgen sollten: Inflation,
Rezession, Krieg, ...
Dabei übersehen Anleger, dass diese dramatisch schlechten
Rahmenbedingungen eigentlich schon seit Wochen, wenn nicht gar
Monaten bekannt sind. Und da die Aktienmärkte nicht auf
Rahmenbedingungen reagieren, sondern auf ÄNDERUNGEN der
Rahmenbedingungen, sind die bekannt schlechten Bedingungen bereits
im aktuellen Kursniveau eingepreist.
Der Aktienmarkt reagiert auf Änderungen der Rahmenbedingungen. So
befinden wir uns seit vielen Monaten in einem Umfeld steigender
Leitzinsen. Was, wenn bei den Notenbanksitzungen der nächsten
Woche ein Ende der Zinsanhebungen in Aussicht gestellt wird (USA),
oder zumindest eine Verlangsamung des bislang hohen Tempos bei den
Zinsanhebungen (EU)? Der DAX könnte mit einer solchen Meldung
binnen weniger Tage auf ein neues Allzeithoch (16.270 Punkte)
klettern.
Was, wenn die Bemühungen Chinas in der Ukraine zumindest
dahingehend fruchten, dass Gespräche aufgenommen werden? Was, wenn
die als sicher erwartete Rezession sich nur als
Konjunkturabschwächung entpuppt und ab dem zweiten Halbjahr
tatsächlich das Wachstum wieder anzieht?
Während der Krieg, eine Rezession und auch die hohe Inflation
bereits im aktuellen Kursniveau eingepreist sind, könnten die
genannten Änderungen als positive Überraschung aufgefasst werden
und neues Kaufinteresse entfachen.
Soweit sieht es also ziemlich bullisch aus. Was müsste passieren,
damit die Kurse fallen? nun, eine negative Überraschung ist vor
dem Hintergrund der aktuell bereits extrem pessimistischen
Erwartungshaltung schwer vorstellbar, sofern es nicht ein
Schwarzer Schwan ist: etwas völlig unvorhersehbares und Neues. Das
können wir mit der Sentimentanalyse
natürlich niemals ausschließen.
Doch ein schwarzer Schwan ist sehr selten und daher möchte ich
nicht darauf wetten. Vielmehr können wir erneut, wie auch in den
Wochen zuvor, feststellen, dass das Risiko auf der Oberseite zu
sehen ist: Anleger sind besser vorbereitet auf fallende Kurse als
auf steigende Kurse. Daher dürften Kursrückschläge, wie schon in
der abgelaufenen Woche gesehen, begrenzt bleiben, während
Kurssteigerungen das Potential haben, weitere Käufe nach sich zu
ziehen, was dann einen Lauf auf neue Hochs zur Folge hätte.
Nur wenige Unternehmen ziehen die Indizes nach oben
Die "Marktbreite" ist stets ein Indikator, der von
Markttechnikern gerne herangezogen wird. Eine Rallye ist nur dann
nachhaltig, wenn sie von der Breite des Marktes getragen wird.
Soll heißen, wenn nur einige wenige große Unternehmen für die
Steigerungen im Index verantwortlich sind, dann ist das gefährlich
und die Rallye könnte bald enden.
Tatsächlich sehen wir im S&P 500, dass die Mega-Konzerne
Microsoft (+7%) und Meta (Facebook, +11%) für einen großen Teil
der Indexperformance in der letzten Woche verantwortlich sind.
Viele große Unternehmen haben die Woche mit einem kleinen Minus
abgeschlossen: Visa, Amazon, Tesla, Walmart, Coca-Cola, UPS,
Abbvie, Home Depot, Texas Instruments, ...
Eigentlich müssten wir dies also als Warnung auffassen. Ich möchte
dennoch auch eine andere Interpretation anbieten: Der breite
Aktienmarkt befindet sich derzeit noch gar nicht im Bullenmarkt,
sondern diese Woche haben einzelne Unternehmen durch positive
Q-Zahlen für Kurssprünge gesorgt. Die breite Masse an Unternehmen,
zu denen es keine Neuigkeiten gab, haben diese Woche eher Federn
gelassen.
Damit erklärt sich auch die nur verhalten positive Stimmungslage
unserer Sentimentumfrage:
die wenigsten partizipieren an der Rallye, die nur von wenigen
Einzelunternehmen getragen wird. Die meisten Anleger haben letzte
Woche ein paar Federn lassen müssen.
Der Umstand, dass nur noch wenige Aktien den Index nach oben
ziehen, ist nicht dem mangelnden Interesse an anderen Aktien
geschuldet, sondern ist letzte Woche eine Sondersituation in Folge
der vielen Quartalsberichte gewesen. Das sollte sich in den
kommenden Wochen schon wieder ändern.
Unser Heibel-Ticker Portfolio ist nach wie vor hoch investiert,
wir haben nur 3,9% Cash. Bis Ende Mai möchte ich weiterhin die
Cashposition in Richtung 20% bewegen, da ich von weiter steigenden
Kursen ausgehe. Die Marken von 15.600 bis 16.000 als Begrenzung
der aktuellen Schwankungsbreite werde ich im Auge behalten.
Zukunftsunternehmen - die neuen Google, Amazon & Co.
Weiterhin bin ich auf der Suche nach Aktien, die in der Welt von
Morgen eine große Rolle spielen werden: Nvidia, Tesla, Palo Alto,
Linde, AirBnB, etc. fallen mir da ad hoc ein. Viele dieser Aktien
sind exorbitant hoch bewertet. Aber auch Amazon war immer extrem
hoch bewertet, ist jedoch stets in diese Bewertung hinein
gewachsen. Wer nach Bewertungskennziffern geht, riskiert, einige
Giganten der Zukunft zu übersehen. Wer jedoch zu idealistisch
sucht, wird häufig auf die Nase fallen.
Auf dem Weg nach der richtigen Mischung dieser beiden Denkansätze
komme ich Schritt für Schritt voran. Ende dieser Woche werde ich
wieder einen detaillierteren Einblick in meine Überlegungen geben
und eine kurze Liste von Kandidaten vorstellen.
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