GERRY WEBER vor dem Abgrund - Aktienanalyse
15.04.19 08:45
BÖRSE am Sonntag
Bad Nauheim (www.aktiencheck.de) - GERRY WEBER-Aktienanalyse von "BÖRSE am Sonntag":
Caroline Bingenheimer von der "BÖRSE am Sonntag" nimmt in einer aktuellen Aktienanalyse die Aktie des Modeherstellers GERRY WEBER International AG (ISIN: DE0003304101, WKN: 330410, Ticker-Symbol: GWI1, Nasdaq OTC-Symbol: GRYIF) unter die Lupe.
Anfang April habe das Amtsgericht Bielefeld das Insolvenzverfahren für den Mutterkonzern eröffnet. Nun habe auch das Tochterunternehmen, die Gerry Weber Retail GmbH, einen Antrag gestellt. Der westfälische Modehersteller versuche sich jedoch wieder aufzurappeln - setze auf ein umfassendes Sanierungskonzept. Innerhalb Deutschlands plane das Unternehmen daher 145 Vollzeitarbeitsplätze in der Verwaltung und 309 in den Filialen abzubauen. Somit seien 120 Stores und Verkaufsflächen von der Schließung betroffen. Europaweit stünden 180 Ladenschließungen mit der entsprechenden Anzahl an Mitarbeitern bevor. Eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern sei bereits unterzeichnet worden, habe das Unternehmen verkündet.
Diese Neuigkeiten hätten der GERRY WEBER-Aktie an der Börse Aufwind verschafft, nachdem das Papier im vergangenen Jahr um rund 90 Prozent eingestürzt sei. Der Betrag nähere sich wieder einem Euro an - vor Kurzem sei die Aktie für weniger als 30 Cent zu haben gewesen. Blicke man auf die erfolgreichsten Zeiten des Modeherstellers zurück, sei die Aktie 2014 knapp 40 Euro wert gewesen. Johannes Ehlen, Vorstandschef der GERRY WEBER International AG, sei jedoch zuversichtlich: "Wir spüren, dass wir aufgrund der bereits ergriffenen Maßnahmen zur Neupositionierung insbesondere im Retail Rückenwind im Markt erhalten. Die Effekte aus den leider unverzichtbaren Sanierungsmaßnahmen werden diesen Rückenwind sicherlich verstärken."
Trotz der Insolvenz solle der Geschäftsbetrieb der Modekette weiterlaufen. Ende Januar habe zunächst nur die GERRY WEBER International AG einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt. Anfang Februar sei auch die hundertprozentige Tochtergesellschaft gefolgt. Für die Gerry Weber Retail GmbH werde die Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang Mai erwartet. Durch ein Verfahren in Eigenverantwortung könne das Unternehmen seinen zukünftigen Kurs weitgehend selbst bestimmen. Der derzeitige Vorstand werde im Amt bleiben. Ziel solle eine Sanierung des Konzerns sein. Eine Finanzierung des Geschäftsbetriebs sei nach derzeitigem Stand zwar bis ins Jahr 2020 gesichert, dennoch würden Entlassungen und Schließungen nicht ausbleiben.
Neben der Kernmarke GERRY WEBER würden auch Hallhuber, Samson und Taifun zu dem börsennotierten Unternehmen gehören. Zu Beginn des Jahres habe das Unternehmen verkündet, dass es noch tiefer in die roten Zahlen gefallen sei als befürchtet. So sei im Dezember vergangenen Jahres ein Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 148,1 Millionen Euro verkündet worden. Im Januar sei der Fehlbetrag für das Geschäftsjahr 2017/2018 auf 192,2 Millionen Euro erhöht worden. Dieser Wertberichtigungsbedarf von rund 44 Millionen Euro ergebe sich aufgrund einer neuen Geschäftsplanung für Hallhuber sowie einer angepassten Bewertung der Geschäfte in Finnland und Norwegen, so GERRY WEBER.
Hallhuber habe einst als Hoffnungsträger des Modekonzerns gegolten - eleganter, jünger, moderner. Das Unternehmen habe seine Ziele nicht umsetzten können. "Unsere Mode war zu bieder und altbacken", habe GERRY WEBER-Chef Ehling offen eingeräumt. Zu lange habe man einzig auf Stammkunden gesetzt und der Konzern habe sich nicht weiterentwickelt. Nun plane der Konzern den Verkauf von Hallhuber. GERRY WEBER habe mitgeteilt, dass man einem Investor eine Kaufoption gewährt habe. Im Gegenzug sei eine Brückenfinanzierung in Höhe von 10 Millionen Euro vereinbart worden. Auf diesem Weg sei der laufende Geschäftsbetrieb bis auf weiteres sichergestellt, so der Modehersteller.
GERRY WEBER sei nicht der einzige deutsche Modehersteller mit Problemen. Auch andere Mittelklasse-Marken hätten zu kämpfen - etwa Tom Tailor oder Esprit. "Wir sind uns einig, dass die Marke Esprit für nichts steht. Die Marke hat an Energie verloren", habe Esprit-Chef Anders Kristiansen zugegeben. Während Esprit und Tom Tailor auf Sparmaßnahmen setzen würden, befinde sich GERRY WEBER bereits mitten in der eigenverantwortlichen Insolvenz.
Für den Unternehmensgründer Gerald Weber zähle der Bau eines Logistikzentrums in Künsebeck mit zu den größten Fehler. Die Halle sei zu groß und zu teuer gewesen. Gerald Weber habe das Unternehmen bis 2015 geleitet, bevor er die Führung an seinen Sohn Ralf Weber abgegeben habe. Im Herbst vergangenen Jahres sei schließlich auch dieser zurückgetreten. Johannes Ehling, mit dem nun erstmals ein Externer an der Spitze des Modeherstellers stehe, sei ihm gefolgt. Neben dem Bau der Halle, habe auch eine schlechte Positionierung das Unternehmen belastet, so der Gründer. Konkurrenten wie H&M oder Zara würden den Markt dominieren. Mit einer Expansionsstrategie und der Eröffnung zahlreicher Filialen sowie einem schwachen Digitalgeschäft sei der Modehersteller immer weiter in Schieflage gekommen.
Spekulanten könnten aus der Krise profitieren. Doch der Handel mit insolventen Unternehmen sei riskant. Konservative Anleger sollten daher besser die Finger davon lassen, so Caroline Bingenheimer. GERRY WEBER trete dennoch selbstbewusst auf und versuche Anleger zu bestärken: "Wir sind zuversichtlich, dass wir GERRY WEBER auf dieser Grundlage zurück in die Erfolgsspur führen können". (Analyse vom 12.04.2019)
Bitte beachten Sie auch Informationen zur Offenlegungspflicht bei Interessenskonflikten im Sinne der Richtlinie 2014/57/EU und entsprechender Verordnungen der EU unter folgendem Link.
Börsenplätze GERRY WEBER-Aktie:
Tradegate-Aktienkurs GERRY WEBER-Aktie:
0,4955 EUR -6,33% (15.04.2019, 08:38)
Xetra-Aktienkurs GERRY WEBER-Aktie:
0,518 EUR (12.04.2019)
ISIN GERRY WEBER-Aktie:
DE0003304101
WKN GERRY WEBER-Aktie:
330410
Ticker-Symbol GERRY WEBER-Aktie:
GWI1
Nasdaq OTC-Ticker-Symbol GERRY WEBER-Aktie:
GRYIF
Kurzprofil GERRY WEBER International AG:
Mit weltweit mehr als 815 HOUSES of GERRY WEBER und Monolabel-Stores, über 2.600 Shopflächen und erfolgreichen Marken-Onlineshops ist die GERRY WEBER International AG (ISIN: DE0003304101, WKN: 330410, Ticker-Symbol: GWI1, Nasdaq OTC-Symbol: GRYIF) heute eines der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Fashion- und Lifestyleunternehmen. Und das Unternehmen mit über 4.740 Mitarbeitern weltweit setzt seinen Weg zum Global Player rasant fort: Internationales Trendscouting, Vertriebsstrukturen in 62 Ländern, internationale Partner wie Spaniens größte Kaufhauskette El Corte Inglés, Department Stores in Hong Kong und Jakarta oder Partner in Kairo und Toronto sind Teil der erfolgreichen Internationalisierung von GERRY WEBER. (15.04.2019/ac/a/nw)
Offenlegung von möglichen Interessenskonflikten:
Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyse einsehen.
Caroline Bingenheimer von der "BÖRSE am Sonntag" nimmt in einer aktuellen Aktienanalyse die Aktie des Modeherstellers GERRY WEBER International AG (ISIN: DE0003304101, WKN: 330410, Ticker-Symbol: GWI1, Nasdaq OTC-Symbol: GRYIF) unter die Lupe.
Anfang April habe das Amtsgericht Bielefeld das Insolvenzverfahren für den Mutterkonzern eröffnet. Nun habe auch das Tochterunternehmen, die Gerry Weber Retail GmbH, einen Antrag gestellt. Der westfälische Modehersteller versuche sich jedoch wieder aufzurappeln - setze auf ein umfassendes Sanierungskonzept. Innerhalb Deutschlands plane das Unternehmen daher 145 Vollzeitarbeitsplätze in der Verwaltung und 309 in den Filialen abzubauen. Somit seien 120 Stores und Verkaufsflächen von der Schließung betroffen. Europaweit stünden 180 Ladenschließungen mit der entsprechenden Anzahl an Mitarbeitern bevor. Eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern sei bereits unterzeichnet worden, habe das Unternehmen verkündet.
Diese Neuigkeiten hätten der GERRY WEBER-Aktie an der Börse Aufwind verschafft, nachdem das Papier im vergangenen Jahr um rund 90 Prozent eingestürzt sei. Der Betrag nähere sich wieder einem Euro an - vor Kurzem sei die Aktie für weniger als 30 Cent zu haben gewesen. Blicke man auf die erfolgreichsten Zeiten des Modeherstellers zurück, sei die Aktie 2014 knapp 40 Euro wert gewesen. Johannes Ehlen, Vorstandschef der GERRY WEBER International AG, sei jedoch zuversichtlich: "Wir spüren, dass wir aufgrund der bereits ergriffenen Maßnahmen zur Neupositionierung insbesondere im Retail Rückenwind im Markt erhalten. Die Effekte aus den leider unverzichtbaren Sanierungsmaßnahmen werden diesen Rückenwind sicherlich verstärken."
Trotz der Insolvenz solle der Geschäftsbetrieb der Modekette weiterlaufen. Ende Januar habe zunächst nur die GERRY WEBER International AG einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt. Anfang Februar sei auch die hundertprozentige Tochtergesellschaft gefolgt. Für die Gerry Weber Retail GmbH werde die Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang Mai erwartet. Durch ein Verfahren in Eigenverantwortung könne das Unternehmen seinen zukünftigen Kurs weitgehend selbst bestimmen. Der derzeitige Vorstand werde im Amt bleiben. Ziel solle eine Sanierung des Konzerns sein. Eine Finanzierung des Geschäftsbetriebs sei nach derzeitigem Stand zwar bis ins Jahr 2020 gesichert, dennoch würden Entlassungen und Schließungen nicht ausbleiben.
Neben der Kernmarke GERRY WEBER würden auch Hallhuber, Samson und Taifun zu dem börsennotierten Unternehmen gehören. Zu Beginn des Jahres habe das Unternehmen verkündet, dass es noch tiefer in die roten Zahlen gefallen sei als befürchtet. So sei im Dezember vergangenen Jahres ein Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 148,1 Millionen Euro verkündet worden. Im Januar sei der Fehlbetrag für das Geschäftsjahr 2017/2018 auf 192,2 Millionen Euro erhöht worden. Dieser Wertberichtigungsbedarf von rund 44 Millionen Euro ergebe sich aufgrund einer neuen Geschäftsplanung für Hallhuber sowie einer angepassten Bewertung der Geschäfte in Finnland und Norwegen, so GERRY WEBER.
Hallhuber habe einst als Hoffnungsträger des Modekonzerns gegolten - eleganter, jünger, moderner. Das Unternehmen habe seine Ziele nicht umsetzten können. "Unsere Mode war zu bieder und altbacken", habe GERRY WEBER-Chef Ehling offen eingeräumt. Zu lange habe man einzig auf Stammkunden gesetzt und der Konzern habe sich nicht weiterentwickelt. Nun plane der Konzern den Verkauf von Hallhuber. GERRY WEBER habe mitgeteilt, dass man einem Investor eine Kaufoption gewährt habe. Im Gegenzug sei eine Brückenfinanzierung in Höhe von 10 Millionen Euro vereinbart worden. Auf diesem Weg sei der laufende Geschäftsbetrieb bis auf weiteres sichergestellt, so der Modehersteller.
GERRY WEBER sei nicht der einzige deutsche Modehersteller mit Problemen. Auch andere Mittelklasse-Marken hätten zu kämpfen - etwa Tom Tailor oder Esprit. "Wir sind uns einig, dass die Marke Esprit für nichts steht. Die Marke hat an Energie verloren", habe Esprit-Chef Anders Kristiansen zugegeben. Während Esprit und Tom Tailor auf Sparmaßnahmen setzen würden, befinde sich GERRY WEBER bereits mitten in der eigenverantwortlichen Insolvenz.
Für den Unternehmensgründer Gerald Weber zähle der Bau eines Logistikzentrums in Künsebeck mit zu den größten Fehler. Die Halle sei zu groß und zu teuer gewesen. Gerald Weber habe das Unternehmen bis 2015 geleitet, bevor er die Führung an seinen Sohn Ralf Weber abgegeben habe. Im Herbst vergangenen Jahres sei schließlich auch dieser zurückgetreten. Johannes Ehling, mit dem nun erstmals ein Externer an der Spitze des Modeherstellers stehe, sei ihm gefolgt. Neben dem Bau der Halle, habe auch eine schlechte Positionierung das Unternehmen belastet, so der Gründer. Konkurrenten wie H&M oder Zara würden den Markt dominieren. Mit einer Expansionsstrategie und der Eröffnung zahlreicher Filialen sowie einem schwachen Digitalgeschäft sei der Modehersteller immer weiter in Schieflage gekommen.
Spekulanten könnten aus der Krise profitieren. Doch der Handel mit insolventen Unternehmen sei riskant. Konservative Anleger sollten daher besser die Finger davon lassen, so Caroline Bingenheimer. GERRY WEBER trete dennoch selbstbewusst auf und versuche Anleger zu bestärken: "Wir sind zuversichtlich, dass wir GERRY WEBER auf dieser Grundlage zurück in die Erfolgsspur führen können". (Analyse vom 12.04.2019)
Börsenplätze GERRY WEBER-Aktie:
Tradegate-Aktienkurs GERRY WEBER-Aktie:
0,4955 EUR -6,33% (15.04.2019, 08:38)
Xetra-Aktienkurs GERRY WEBER-Aktie:
0,518 EUR (12.04.2019)
ISIN GERRY WEBER-Aktie:
DE0003304101
WKN GERRY WEBER-Aktie:
330410
Ticker-Symbol GERRY WEBER-Aktie:
GWI1
Nasdaq OTC-Ticker-Symbol GERRY WEBER-Aktie:
GRYIF
Kurzprofil GERRY WEBER International AG:
Mit weltweit mehr als 815 HOUSES of GERRY WEBER und Monolabel-Stores, über 2.600 Shopflächen und erfolgreichen Marken-Onlineshops ist die GERRY WEBER International AG (ISIN: DE0003304101, WKN: 330410, Ticker-Symbol: GWI1, Nasdaq OTC-Symbol: GRYIF) heute eines der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Fashion- und Lifestyleunternehmen. Und das Unternehmen mit über 4.740 Mitarbeitern weltweit setzt seinen Weg zum Global Player rasant fort: Internationales Trendscouting, Vertriebsstrukturen in 62 Ländern, internationale Partner wie Spaniens größte Kaufhauskette El Corte Inglés, Department Stores in Hong Kong und Jakarta oder Partner in Kairo und Toronto sind Teil der erfolgreichen Internationalisierung von GERRY WEBER. (15.04.2019/ac/a/nw)
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