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Fr, 9. Juni 2023, 10:18 Uhr

US-Hypothekenkrise zieht immer weitere Kreise


07.08.07 09:22
ABN AMRO

Amsterdam (aktiencheck.de AG) - Die Hypothekenkrise in den USA zieht auch international immer weitere Kreise, berichten die Analysten der ABN AMRO.

Der Vertrauensverlust bei den Anlegern setze weltweit die Aktienkurse unter Druck.

Nachdem die US-Finanzgesellschaft Bear Stearns den Anfang gemacht habe, habe in den letzten Tagen auch die australische Macquarie Bank und die deutsche IKB Verluste mit Immobiliengeschäften eingestanden. Das habe die Märkte weiter verunsichert, denn niemand wisse, welches Ausmaß die Verluste insgesamt annehmen würden. Auch die Auswirkungen der Hypothekenkrise auf das Finanzsystem und die reale Wirtschaft seien nur schwer abzuschätzen.

Die Credit Suisse beziffere den Umfang der so genannten Subprime-Hypothekenkredite in den USA auf 800 Mrd. USD. Weitere 700 Mrd. US-Dollar würden auf die so genannten Alt-A-Hypothekenkredite entfallen, deren Bonität über den Subprime-Loans angesiedelt werde - offenbar häufig zu Unrecht. Die Rating-Agentur Moody's habe daher angekündigt, viele Alternative-A-Kredite auf das Niveau von Subprime-Loans herabzustufen.

Über den möglichen Umfang der Kreditausfälle würden allerdings die Meinungen auseinandergehen. Hugo Bänziger, der im Vorstand der Deutschen Bank für das Risikomanagement zuständig sei, habe die Ausfälle auf 60 bis 90 Milliarden Dollar veranschlagt. Das würde etwa zehn Prozent der Subprime-Kredite entsprechen. Andere Experten würden jedoch von höheren Zahlen ausgehen. Viel hänge davon ab, wie groß die Auswirkungen der Kreditkrise auf die reale Wirtschaft seien. Sollte sich das Wachstum und damit auch die Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung in den USA deutlich verschlechtern, dann könnte es zu einem Teufelskreis kommen.

Die Kreditkrise werde durch den Weiterverkauf der Hypothekendarlehen an Hedge Fonds und Finanzinstitute noch verschärft. Denn dabei würden die Hypothekenkredite in Paketen, den so genannten "Collateralized Debt Obligations" (CDO), zusammengefasst. Vereinfacht gesprochen ermögliche dies den Finanzinstituten Hypothekenkredite mit geringem Risiko und mit hohem Risiko zu mischen und insgesamt als Darlehen mit geringem Risiko einzustufen - zu Unrecht, wie sich nun herausstelle. Durch das Mischen von Anleihen verschiedener Bonität in den CDOs drohe auch Anleihen, die bisher als sicher gegolten hätten, eine Herabstufung durch die Rating-Agenturen.

Die CDOs würden dazu dienen, gehebelte Investments in anderen Märkten zu finanzieren. Änderungen der Bonitätseinstufungen könnten daher die Fonds in eine Schieflage bringen und zum Auflösen ihrer Positionen zwingen. Die Auswirkungen auf die Märkte könnten erheblich sein. Doch ob sich diese Neubewertung von Risiken tatsächlich zu einer allgemeinen Finanzkrise auswachse, hänge vor allem von der Entwicklung am US-Immobilienmarkt ab.

Der Rückgang bei den Umsätzen und den Preisen der Immobilien wirke sich zweifellos negativ auf die Bauwirtschaft und die Bilanzen der Immobilienunternehmen aus. Auch Teile des Einzelhandels würden dies zu spüren bekommen. Aber ein Einbruch der allgemeinen Konsumtätigkeit in den USA sei nicht feststellbar. Das hätten auch die jüngsten Konjunkturdaten gezeigt. Die Einkommen würden weiterhin ansteigen und der Arbeitsmarkt entwickele sich robust. Die Jobaussichten würden nach der Umfrage des Conference Board von den Konsumenten so gut eingeschätzt wie seit August 2001 nicht mehr. Eine Verschärfung der Ausfälle bei den Hypothekenkrediten wäre aber vor allem bei sinkenden Einkommen, Arbeitsplatzverlusten oder weiter steigenden Zinsen zu erwarten. All dies sei nach Ansicht von Experten derzeit eher unwahrscheinlich.

Dennoch bestehe die Gefahr, dass in den kommenden Monaten weitere Meldungen über Verluste von Fonds die Kurse nach unten drücken würden. Zudem würden durch die Neubewertung von Risiken Umschichtungen in den Portfolios der institutionellen Anleger stattfinden, die ebenfalls zu Kursturbulenzen führen könnten. Wer diese Kursrisiken meiden und sich dennoch die langfristig höheren Gewinnchancen von Aktienengagements erhalten wolle, sollte daher einen Blick auf die Kapitalschutz Anleihen werfen. Sie würden eine Partizipation am Indexanstieg bei gleichzeitigem Schutz ihres Vermögens bieten.

Das Garantieniveau entscheide über die Mindestrückzahlung. Ein Garantieniveau von 100 Prozent bedeute, dass Anleger das ganze Geld zurückerhalten würden, das sie bei Emission eingezahlt hätten. Liege das Garantieniveau bei 90 Prozent, bestehe ein Verlustrisiko von zehn Prozent gemessen am Preis des Zertifikats bei Emission. Das etwas höhere Risiko ermögliche es der Bank, die Kapitalschutz Anleihe mit einer höheren Partizipationsrate an Gewinnen des Index auszustatten. Eine Partizipationsrate von 120 Prozent bedeute, dass ein Anstieg des Index um zehn Prozent bis zur Fälligkeit die Rückzahlung des Zertifikats um zwölf Prozent erhöhe. (07.08.2007/ac/a/m)