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Fr, 31. März 2023, 10:35 Uhr

USA Angst vor Konjunkturabschwung nimmt zu


02.08.07 11:50
ABN AMRO

Amsterdam (aktiencheck.de AG) - Die Kreditausfälle im US-Immobiliensektor steigen, die Angst vor einem Konjunkturabschwung nimmt zu, berichten die Analysten von ABN AMRO.

Mehr und mehr Experten würden Investoren raten, auf Qualität zu setzen. Da die Emerging Markets immer noch als riskanter als die Börsen der Industrieländer gelten würden, müssten sich Anleger eigentlich davon verabschieden. Ein Blick auf die Wochenveränderungen der Indices zeige jedoch, dass die Verluste in Asien häufig geringer ausgefallen seien als an den Börsen in Europa und im amerikanischen Raum. Das zeige ein Umdenken. Dennoch würden sich viele Anleger an die Ereignisse vor zehn Jahren erinnern und würden entsprechend vorsichtig agieren. Als am 2. Juli 1997 der thailändische Baht vom Dollar abgekoppelt worden sei und in die Tiefe gestürzt sei, habe für Südostasien eine schmerzhafte Zeit begonnen. Der Einbruch des Baht markiere den Beginn Asienkrise. Eine Kettenreaktion sei ausgelöst worden.

Die Krise sei auf die gesamte Region übergesprungen und habe zum Zusammenbruch der Finanzsysteme und damit des Vertrauens geführt. Staatshaushalte, Unternehmen und Millionen von Menschen hätten schrecklich unter dem Zusammenbruch gelitten. Heute, zehn Jahre später, würden sie besser dastehen als je zuvor. Auslöser der Krise seien Überinvestitionen in Aktien und Immobilien gewesen, vorangetrieben durch maßlose Kreditaufnahme in Fremdwährungen. Das habe spekulative Blasen entstehen lassen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen habe sich verschlechtert, und die Leistungsbilanzen seien immer tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Schließlich seien den Ländern die festen Wechselkurse zum Verhängnis geworden. Die asiatischen Währungen seien deutlich überbewertet gewesen. Die Aktienkurse in Asien seien im Zuge der Krise um mehr als 50 Prozent kollabiert.

Könnte sich Derartiges wiederholen? Das sei schwer vorzustellen, denn die Region habe sich in den vergangenen zehn Jahren erheblich verändert. Entscheidend sei der Aufstieg Chinas und Indiens. Das habe der aufstrebenden Wirtschaftsregion Ostasien mehr Selbstständigkeit und Stabilität gebracht. Vergleichbare Finanzmarktturbulenzen wie vor zehn Jahren seien heute undenkbar, schon allein, weil die asiatischen Notenbanken Währungsreserven in nie gesehenem Ausmaß angehäuft hätten und die festen Wechselkurse - mit der großen Ausnahme Chinas - flexibleren gewichen seien. Statt extremer Leistungsbilanzdefizite würden die Länder heute gewaltige Überschüsse im Außenhandel aufweisen. Aber nicht nur die Volkswirtschaften, auch die Unternehmen seien stabiler geworden. Nach der Krise habe sich die Profitabilität der Konzerne massiv verbessert. Die Gewinne je Aktie hätten sich IBES-Zahlen zufolge seit dem Tiefpunkt der Krise verfünffacht. Gleichzeitig hätten die Unternehmen ihre Fremdkapitalquote erheblich reduziert. Damit seien sie widerstandsfähiger gegen Finanzkrisen geworden.

Die schnelle Genesung von der Asienkrise spiegle sich auch am Aktienmarkt wider. Die Börsen Asiens würden bereits im fünften Jahr haussieren. In dieser Zeit habe der MSCI Asien-Index (ohne Japan) den MSCI Welt Index deutlich geschlagen. Angesichts der starken Outperformance stelle sich natürlich die Frage, ob sich die Hausse an den Aktienmärkten Asiens fortsetzen könne. Dafür würden eine Reihe von Gründen sprechen: Erstens dürfte der laufende wirtschaftliche Aufschwung in Asien, der sich nun im vierten Jahr befinde, auch im Falle einer Abkühlung der US-Konjunktur noch einige Jahre anhalten. Denn der in diesem Fall zu erwartende Rückgang der Exporte sollte durch einen hohen inländischen Konsum sowie neue Investitionen aufgefangen werden. Eine Investition in asiatische Aktien sei keine Wette mehr auf die US-Wirtschaft, wie es früher der Fall gewesen sein möge, sondern auf eine eigenständige, sehr dynamische Region. Wenn die drei Milliarden Menschen dieser Region einen westlichen Lebensstil und -standard erreichen wollten, müssten Wirtschaft und Börsen Asiens noch lange boomen. Börsianer wüssten: Die einfachen Investmentstories seien oft die besten.

Zweitens sei die Rally in Asien von einem ungewöhnlich tiefen Niveau gestartet. Hier komme die Asienkrise wieder ins Spiel, die für viele Asiaten ein Trauma sei. Viele wollten von Aktien erst einmal nichts mehr wissen. Die Hausse sei bislang ganz wesentlich von ausländischen Investoren getrieben worden. Sollten auch die lokalen Anleger wieder verstärkt in Aktien investieren, dann würde dies den Börsen weiteren Auftrieb geben. Dafür, dass Asien Aktienmärkte keineswegs schon den Höhepunkt der Hausse erreicht hätten, spreche drittens schließlich auch die Bewertung. Die Aktien des MSCI Asien (ohne Japan) würden im Durchschnitt noch immer zu KGVs gehandelt, die unter jenen der Industrieländer liegen würden.

Die Bewertung sei mit einem durchschnittlichen KGV von rund 16 günstiger als beispielsweise in den USA mit rund 17. Der Bewertungsvorsprung sei in den vergangenen fünf Jahren allerdings merklich geschrumpft. Doch angesichts der weitaus besseren Perspektiven für Konjunktur und Gewinnwachstum der Unternehmen wäre es durchaus gerechtfertigt, Aktien aus Asien höher zu bewerten als Unternehmenstitel aus Westeuropa und den USA.
(02.08.2007/ac/a/m)