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Di, 28. März 2023, 17:34 Uhr

Ölsandsektor weiter attraktiv


04.10.07 14:32
ABN AMRO

Amsterdam (aktiencheck.de AG) - Kanada plant die Anhebung der Lizenzgebühren für die Ausbeutung von Ölsandvorkommen, so die Analysten der ABN AMRO.

Das habe die Aktien der Branche etwas unter Druck gebracht.

Eine von der Regierung der kanadischen Provinz Alberta beauftragte Kommission rate zu einer Anhebung der Lizenzgebühren für die Ölsandunternehmen. Alberta sei der Hauptstandort der kanadischen Öl- und Erdgasproduktion. Der starke Anstieg des Ölpreises würde nach Ansicht der Kommission einen solchen Schritt rechtfertigen und Alberta einen angemessenen Anteil an den Gewinnen der Ölkonzerne aus seinen Bodenschätzen sichern. Die Gebühren sollten für profitable Ölsandprojekte von derzeit 25 auf 33 Prozent des Nettogewinns angehoben werden. Die Regelung gelte für neue und für bereits laufende Projekte. Die Regierungskommission schätze, dass die Einnahmen der Provinz Alberta dadurch um etwa zwei Mrd. Kanada-Dollar pro Jahr steigen würden. Dieses Geld würde auf der anderen Seite in den Kassen der Unternehmen fehlen. Der Sustainable Oil Sands Sector Index sei daher unmittelbar nach dieser Meldung deutlich eingebrochen.

Anschließend habe sich der Index aber wieder erholen können. Denn: Die Gebührenanhebung sei bislang nur ein Vorschlag und die Regierung werde dazu Mitte Oktober Stellung beziehen. Bis dahin könnten die Unternehmen Stellung dazu beziehen - schließlich sei der Aufschrei in der Branche groß gewesen. Greg Stringham, der Vize-Präsident der Canadian Association of Petroleum Producers, befürchte, dass einige Ölsandprojekte aufgrund der höheren Steuerbelastung nicht mehr wirtschaftlich wären und auf Eis gelegt würden. Es sei daher nicht unwahrscheinlich, dass die tatsächliche Gebührenanhebung geringer ausfalle als im bisherigen Vorschlag vorgesehen. Die Regierung werde bei ihrer Entscheidung auch berücksichtigen, dass sich dadurch die Investitionsbedingungen stark verschlechtern und damit letztlich die Staatseinnahmen sinken statt steigen könnten.

Darüber hinaus bleibe die "Investmentstory" für den Ölsandsektor intakt. Und die bestehe vor allem in der anhaltenden Verknappung des Rohstoffes Öl und dem daraus resultierenden langfristigen Aufwärtstrend beim Ölpreis. Nach Ansicht von Experten sei dafür zum einen die stetig steigende Nachfrage verantwortlich. Vor allem die schnell wachsenden Wirtschaftsregionen in Asien, Osteuropa und im Nahen Osten hätten einen stark wachsenden Energiebedarf. Das dürfte einen möglichen Rückgang der Nachfrage aufgrund einer Konjunkturabkühlung in den USA oder in Westeuropa ausgleichen. Zum anderen hätten die geringen Investitionen in die Erschließung neuer Ölfelder in den vergangenen Jahrzehnten dazu geführt, dass nun der natürliche Produktionsrückgang bei den bestehenden Ölquellen nicht ausgeglichen werden könne.

Der natürliche Produktionsrückgang liege nach Schätzungen von Experten derzeit bei fünf Prozent pro Jahr. Insbesondere in Norwegen und in Mexiko sinke derzeit die Ölproduktion. Das aktuell größte in der Entwicklungsphase befindliche Ölfeld Kashagan in Kasachstan werde die Produktion nach aktuellem Stand erst im dritten Quartal 2010 aufnehmen. Dass der Ölpreis zuletzt auf ein Rekordhoch gestiegen sei, obwohl es in den USA und vermutlich auch in Europa zu einer Konjunkturabkühlung komme, sei ein Beweis für die bestehende Angebotsknappheit. Mögliche politisch bedingten Produktionsausfälle in instabilen Regionen wie dem Nahen Osten, Nigeria oder Venezuela seien dabei noch nicht berücksichtigt.

Das seien langfristig gute Rahmenbedingungen für den Ölsandsektor. Diese Form der Ölproduktion sei aufgrund der relativ hohen Kosten in den vergangenen Jahren weniger lukrativ gewesen. Dank des hohen Ölpreises und aufgrund des technischen Fortschritts lohne mittlerweile die Ölgewinnung aus Ölsand. Gerade das sei auch der Hintergrund für die beabsichtigte Anhebung der Lizenzgebühren. Die Branche habe es nicht mehr nötig, staatlich begünstigt zu werden. Mit einer Abgabenquote von aktuell 47 Prozent stehe die Ölbranche in Alberta nach Ansicht der Regierungskommission immer noch deutlich besser da, als die Konkurrenz in Norwegen (76%), Venezuela (72%) oder Alaska (66%). Für ein Investment in den Sektor spreche darüber hinaus, dass die Reserven der Ölsandunternehmen in Nordamerika und damit in politisch stabilen Ländern liegen würden.

Die Geologen würden schätzen, dass allein Kanadas Ölsände mehr Ölreserven enthalten würden als die Öllager in Saudi Arabien. Zudem müssten die traditionellen Ölkonzerne einen großen Teil des von ihnen verarbeiteten Erdöls von den Staatsfirmen der Förderländer zukaufen. Das mindere bei steigenden Erdölpreisen die Gewinndynamik. Ölsandwerte würden dagegen über die Förderrechte verfügen. Sie würden damit direkt vom Ölpreisanstieg profitieren. Die Erholung nach dem Kurseinbruch lasse vermuten, dass Investoren den Rückschlag zum Kauf genutzt hätten. (04.10.2007/ac/a/m)





 
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