Investoren feiern Russlands neue Regierung
02.06.08 12:43
ABN AMRO
Amsterdam (aktiencheck.de AG) - In Moskau feiern die Investoren die neue Regierung, so die Analysten von ABN AMRO.
Die Ankündigung des alten Präsidenten und neuen Premierministers Wladimir Putin, die Ölfördersteuern zu senken, habe der Börse kräftigen Auftrieb gegeben.
Mit der verfassungsgemäßen Beendigung seiner Amtszeit habe Wladimir Putin die Basis für die Etablierung einer demokratischen Tradition geschaffen. Allerdings werde Putin als neuer Premierminister weiterhin maßgeblichen Einfluss auf den politischen Kurs in Moskau behalten. Zwar seien sich die Experten uneins darüber, wie unabhängig Medwedew unter diesen Umständen tatsächlich regieren könne, aber das Verbleiben Putins in der Regierung garantiere politische und wirtschaftliche Kontinuität. Und das werde nach dem wirtschaftlichen Zerfall in der Ära Jelzin von vielen Russen begrüßt. Ziel des neuen Präsidenten Medwedew sei es, während seiner Amtszeit die Entwicklung Russlands voranzutreiben.
Um das zu erreichen, habe er als Maßnahmen wie eine weitere wirtschaftliche Liberalisierung, die Stärkung der Binnennachfrage, eine Entbürokratisierung, die Verbesserung der Effizienz der Staatsunternehmen und die Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur angekündigt. Die starke Fokussierung auf den Rohstoffsektor bringe nicht nur eine Abhängigkeit von den Rohstoffexporten mit sich, sondern erweise sich auch als Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung in anderen Bereichen. Es sei ein typisches Problem rohstoffexportierender Länder, dass es durch die hohen Kapitalzuflüsse zu einer Aufwertung der Währung komme. Das wiederum hemme aber die Exporte von Industriegütern, da diese auf den internationalen Märkten an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verlören.
Werde die Aufwertung durch Interventionen und Kapitalmarktrestriktionen verhindert, führe das zur Überhitzung der Wirtschaft und zur Inflation. Bereits jetzt sei die Inflation ein großes Problem. Die Inflationsrate sei im April auf 14,2 Prozent gestiegen. Die russische Notenbank habe darauf mit einer Straffung der Geldpolitik reagiert. So sei der Leitzins (Repo Rate) von 6,25 auf 6,50 Prozent erhöht worden. Trotzdem sei der Realzins im negativen Bereich. Das dürfte angesichts der anhaltend starken Kapitalzuflüsse aus dem Ausland nicht ausreichen, um die Inflation deutlich zu dämpfen. Viele Experten würden damit rechnen, dass Russlands Notenbank eine Aufwertung des Rubels um rund fünf Prozent gegenüber einem Währungskorb bis zum Jahresende zulasse. Damit solle der Preisauftrieb gebremst und Kapitalzuflüsse vermindert werden. Der Währungsbasket, an dem sich die russische Notenbank bei ihren Wechselkursentscheidungen orientiere, bestehe zu 55 Prozent aus Dollar und zu 45 Prozent aus Euro.
Positiv sei zu werten, dass die Diversifizierung der russischen Wirtschaft voranschreite. Die Industrieproduktion sei im April um 9,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen - das sei der stärkste Anstieg seit neun Monaten. Die Produktion im Minensektor habe dagegen nur um 1,4 Prozent zugelegt. Die Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes nehme zu. Insgesamt habe die russische Wirtschaft in den ersten Monaten des Jahres 2008 trotz der Turbulenzen in der Weltwirtschaft ihren Wachstumskurs fortsetzen können. Das BIP sei real um mehr als sieben Prozent gestiegen. Neben der Industrie sei vor allem die Bauwirtschaft Träger des Wachstums gewesen. Die Bauinvestitionen hätten um einen Rekordwert von 28,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Der Boom in der Bauwirtschaft sei auch eine Folge der staatlichen Investitionen in die Infrastruktur.
Hohe Budgetüberschüsse seien eine gute Vorraussetzung für Steuersenkungen. Wladimir Putin habe in seiner Antrittsrede als Premierminister eine Senkung der Steuern auf die Ölförderung angekündigt. Tatsächlich sei die Öl- und Gasproduktion in Russland rückläufig. In den ersten vier Monaten des Jahre 2008 habe sich die Produktion um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert. Durch die Steuersenkung und weitere Steuererleichterungen bei der Entwicklung neuer Ölquellen wolle die Regierung Anreize für eine Ausweitung der Produktion schaffen. Die Aussicht auf Steuererleichterungen habe die Aktien von Rohstoffkonzernen wie Rosneft und Gazprom Neft beflügelt und die russische Börse im Mai auf eine neues Allzeithoch getrieben. Doch dies sei ein eher kurzfristiger Aspekt. Langfristig sei für viele Investoren entscheidend, dass durch den reibungslosen Wechsel im Präsidentenamt die politische Kontinuität gesichert und die Voraussetzungen für eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden seien. (02.06.2008/ac/a/m)
Die Ankündigung des alten Präsidenten und neuen Premierministers Wladimir Putin, die Ölfördersteuern zu senken, habe der Börse kräftigen Auftrieb gegeben.
Mit der verfassungsgemäßen Beendigung seiner Amtszeit habe Wladimir Putin die Basis für die Etablierung einer demokratischen Tradition geschaffen. Allerdings werde Putin als neuer Premierminister weiterhin maßgeblichen Einfluss auf den politischen Kurs in Moskau behalten. Zwar seien sich die Experten uneins darüber, wie unabhängig Medwedew unter diesen Umständen tatsächlich regieren könne, aber das Verbleiben Putins in der Regierung garantiere politische und wirtschaftliche Kontinuität. Und das werde nach dem wirtschaftlichen Zerfall in der Ära Jelzin von vielen Russen begrüßt. Ziel des neuen Präsidenten Medwedew sei es, während seiner Amtszeit die Entwicklung Russlands voranzutreiben.
Werde die Aufwertung durch Interventionen und Kapitalmarktrestriktionen verhindert, führe das zur Überhitzung der Wirtschaft und zur Inflation. Bereits jetzt sei die Inflation ein großes Problem. Die Inflationsrate sei im April auf 14,2 Prozent gestiegen. Die russische Notenbank habe darauf mit einer Straffung der Geldpolitik reagiert. So sei der Leitzins (Repo Rate) von 6,25 auf 6,50 Prozent erhöht worden. Trotzdem sei der Realzins im negativen Bereich. Das dürfte angesichts der anhaltend starken Kapitalzuflüsse aus dem Ausland nicht ausreichen, um die Inflation deutlich zu dämpfen. Viele Experten würden damit rechnen, dass Russlands Notenbank eine Aufwertung des Rubels um rund fünf Prozent gegenüber einem Währungskorb bis zum Jahresende zulasse. Damit solle der Preisauftrieb gebremst und Kapitalzuflüsse vermindert werden. Der Währungsbasket, an dem sich die russische Notenbank bei ihren Wechselkursentscheidungen orientiere, bestehe zu 55 Prozent aus Dollar und zu 45 Prozent aus Euro.
Positiv sei zu werten, dass die Diversifizierung der russischen Wirtschaft voranschreite. Die Industrieproduktion sei im April um 9,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen - das sei der stärkste Anstieg seit neun Monaten. Die Produktion im Minensektor habe dagegen nur um 1,4 Prozent zugelegt. Die Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes nehme zu. Insgesamt habe die russische Wirtschaft in den ersten Monaten des Jahres 2008 trotz der Turbulenzen in der Weltwirtschaft ihren Wachstumskurs fortsetzen können. Das BIP sei real um mehr als sieben Prozent gestiegen. Neben der Industrie sei vor allem die Bauwirtschaft Träger des Wachstums gewesen. Die Bauinvestitionen hätten um einen Rekordwert von 28,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Der Boom in der Bauwirtschaft sei auch eine Folge der staatlichen Investitionen in die Infrastruktur.
Hohe Budgetüberschüsse seien eine gute Vorraussetzung für Steuersenkungen. Wladimir Putin habe in seiner Antrittsrede als Premierminister eine Senkung der Steuern auf die Ölförderung angekündigt. Tatsächlich sei die Öl- und Gasproduktion in Russland rückläufig. In den ersten vier Monaten des Jahre 2008 habe sich die Produktion um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert. Durch die Steuersenkung und weitere Steuererleichterungen bei der Entwicklung neuer Ölquellen wolle die Regierung Anreize für eine Ausweitung der Produktion schaffen. Die Aussicht auf Steuererleichterungen habe die Aktien von Rohstoffkonzernen wie Rosneft und Gazprom Neft beflügelt und die russische Börse im Mai auf eine neues Allzeithoch getrieben. Doch dies sei ein eher kurzfristiger Aspekt. Langfristig sei für viele Investoren entscheidend, dass durch den reibungslosen Wechsel im Präsidentenamt die politische Kontinuität gesichert und die Voraussetzungen für eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden seien. (02.06.2008/ac/a/m)
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