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Di, 28. März 2023, 4:03 Uhr

Industriemetalle gespaltene Preisentwicklung


20.05.08 11:46
ABN AMRO

Amsterdam (aktiencheck.de AG) - Die Preisentwicklung bei den Industriemetallen war zuletzt gespalten, so die Analysten der ABN AMRO.

Während Kupfer und Zinn auf neue Allzeithochs gestiegen seien, habe es bei anderen Metallen deutliche Korrekturen gegeben.

Der Rohölfuture habe in den letzten Wochen ein Hoch nach dem anderen markiert. Bei den Industriemetallen habe es ebenfalls keinen Preisrutsch gegeben. Die 3-Monats-Forwards für Kupfer und für Zinn seien sogar auf neue Allzeithochs gestiegen. Das sei überraschend, denn die Abkühlung der Weltkonjunktur führe tendenziell zu einer abnehmenden oder zumindest langsamer steigenden weltweiten Nachfrage nach zyklischen Rohstoffen. Das müsste eigentlich zu Abwärtsdruck auf die Preise von Rohstoffen aus den Bereichen Energie und Metalle führen. Dafür würden die historischen Erfahrungen sprechen.

Dennoch hätten sich die Rohstoffe in den Vorwochen tendenziell sehr positiv entwickelt. Am Rohstoffmarkt herrsche zum einen die Erwartung vor, dass die steigende Nachfrage aus den Emerging Markets die Folgen einer konjunkturellen Abkühlung überkompensiere. Der Rohstoffhunger Chinas bleibe sicherlich hoch. Zum andern würden die großen Fonds den Rohstoffsektor als Anlagesegment entdecken. So hätten die US-Pensionsfonds rund 40 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal dieses Jahres in Rohstoffe investiert. Die Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Ein Beispiel: Das California Public Employees Retirement System (CalPERS) plane, in den nächsten drei Jahren 7 Milliarden Dollar in Futures auf Commodities anzulegen.

Laut Christopher Wood, dem Asienstrategen von CLSA Asia Pacific, "wächst mit dem Zufluss an Kapital die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Rohstoffsektor eine spekulative Blase aufbaut." Solche Entwicklungen würden Investoren lukrative Gewinnchancen bieten. Wenn spekulative Gelder am Markt dominieren würden, steige allerdings auch das Risiko heftiger Korrekturen. Anleger, die auf einzelne Rohstoffe setzen wollten, sollten daher immer auch einen Blick auf die fundamentalen Daten werfen. Sie würden einen Anhaltspunkt dafür bieten, wo spekulative Übertreibungen stattfinden würden. So seien bei Kupfer und Zinn die an der Londoner Metallbörse gemeldeten Lagerbestände gefallen. Bei anderen Metallen wie Aluminium, Blei, Nickel und Zink hätten die Lagerbestände in den letzten Monaten jedoch zugelegt. Diese Entspannung der Marktlage habe teilweise zu deutlichen Preiskorrekturen geführt. Dennoch hätten sich die 3-Monats-Forwards der meisten Metalle auf im historischen Vergleich hohem Niveau behaupten können. Lediglich Zink stelle eine Ausnahme dar. Seit Anfang 2000 tendiere das Metall seitwärts.

Ein weiterer Grund für den Preisanstieg seien steigende Produktionskosten. Neue Investitionsprojekte würden vor allem in der Anfangsphase zu steigenden Kosten führen. Stahl sei knapp und damit teuer. Steigende Energiepreise hätten zusätzlich den Abbau und die Veredelung der Metalle verteuert. Die Rohstoffkonzerne überwälzten in den letzten Jahren die steigenden Förderkosten über Preiserhöhungen an ihre Abnehmer, so die Analysten der ABN AMRO. Bei Aluminium, das in der Produktion sehr energieintensiv sei, sei das bisher sehr gut zu beobachten. Der starke Anstieg des Kohlepreises sei mit dafür verantwortlich, dass der Preis des Metalls seit Jahresbeginn kräftig angezogen habe. Dass sich die Lagerbestände bei dem Industriemetall auf dem höchsten Stand seit vier Jahren befinden würden, spreche gegen einen Preisanstieg aufgrund von Knappheit.

In China, das zu den Netto-Exporteuren von Aluminium gehöre, sei der Kohlepreis seit Jahresanfang um 30 Prozent gestiegen. Der Internationale Währungsfonds rechne für dieses und für das kommende Jahr mit einem weiteren Preisanstieg bei Kohle. Viele chinesische Aluminiumhütten würden eine geringe Produktivität besitzen. Die gestiegenen Energiepreise könnten dazu führen, dass diese Produzenten aus dem Markt gedrängt würden. Gleichzeitig steige aber die Aluminiumnachfrage in China stark an - allein im Vorjahr um 37,5 Prozent. China könnte daher schon 2009 zu einem Netto-Importeur von Aluminium werden. Der aktuell bestehende Angebotsüberschuss bei Aluminium sei daher möglicherweise nicht von Dauer.

Traditionell würden die Preise der Rohstoffe stark von Veränderungen bei den Angebotsbedingungen beeinflusst. Das habe sich aufgrund der stark steigenden Nachfrage aus den Emerging Markets in den letzten Jahren geändert. Der Zustrom von Anlagekapital könnte nun für weiteren Preisauftrieb sorgen. Kurzfristig könnten die Preise der Industriemetalle allerdings aufgrund einer konjunkturellen Abkühlung der Weltwirtschaft unter Druck geraten.
(20.05.2008/ac/a/m)





 
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