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Mi, 4. Oktober 2023, 23:07 Uhr

Angst vor einem Abschwung nimmt zu


27.11.07 12:34
ABN AMRO

Amsterdam (aktiencheck.de AG) - Immer mehr greift die Angst vor einem Abschwung der Weltkonjunktur um sich. Die Immobilienkrise in den USA bringt lange überdeckte Ungleichgewichte zum Vorschein, so die Analysten der ABN AMRO.

Noch vor einigen Wochen seien viele Analysten davon ausgegangen, dass die Krise am amerikanischen Immobilienmarkt nur begrenzte Auswirkungen auf die Weltwirtschaft habe. Die Konjunktur in den USA würde nur einen Dämpfer erhalten und die Wachstumszentren in den Emerging Markets seien kaum betroffen. Doch die Ansteckungsgefahr für die Weltwirtschaft sei deutlich gestiegen. Das liege vor allem daran, dass sich der Einbruch am US-Immobilienmarkt ungebremst fortzusetzen scheine. Die Häuserpreise würden weiter fallen, die Zahl der Kreditausfälle steige und die Immobilienmisere wirke sich immer stärker negativ auf Produktion und Konsum in den USA aus.

Auch in Deutschland und in anderen europäischen Ländern scheine der Konjunkturzyklus seinen Höhepunkt überschritten zu haben. In den Emerging Markets könnte sich das Wachstumstempo ebenfalls verlangsamen. Zwar sei z.B. die chinesische Konjunktur nicht mehr so abhängig von der Nachfrage aus den USA wie in früheren Jahren, ein Wirtschaftsabschwung in den USA würde aber auch an China nicht spurlos vorübergehen. Schließlich würden sich steigende Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise weltweit negativ auf die Konjunktur auswirken.

Dadurch würden die Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft verstärkt in den Blickpunkt rücken. Da seien zum einen der riesige Handelsbilanzüberschuss Chinas auf der einen und das ebenfalls riesige Defizit der USA auf der anderen Seite. Zum anderen würden in China und anderen Emerging Markets die Ersparnisse seit vielen Jahren kräftig ansteigen, während in den USA die Sparquote in Relation zu den verfügbaren Einkommen seit 2005 negativ sei. Die Ursachen dafür seien einerseits die steigenden Ersparnisse in den Emerging Markets und der daraus resultierende Kapitalzufluss in die USA sowie andererseits der zu hohe Konsum in den USA.

In früheren Konjunkturzyklen hätte der zu hohe Konsum zu Inflation geführt, welche die US-Notenbank mit Zinssteigerungen beantwortet hätte. Dadurch hätten sich das Wachstum verringert und die Sparquote erhöht. Die US-Wirtschaft wäre wieder ins Gleichgewicht gekommen. Der gestiegene Wettbewerb durch die Globalisierung und der Aufbau von Produktionskapazitäten in den Emerging Markets, vor allem in China, würden jedoch seit Jahren die Preissteigerungsraten unter Kontrolle halten. Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfungen seien nicht notwendig gewesen. Im Gegenteil: Die US-Notenbank habe mit einer Niedrigzinspolitik in den Jahren 2002 und 2003 die US-Wirtschaft auf einen hohen Wachstumspfad führen können. Auch jetzt versuche die US-Notenbank wieder, den drohenden Konjunkturabschwung mit Zinssenkungen zu verhindern. Die weiterhin moderaten Inflationsraten würden diese Reaktion ermöglichen.

Doch die Zinssenkungen könnten diesmal nicht die gewünschten Wirkungen entfalten. Der Grund sei vor allem die in der Ökonomie so wichtige Psychologie. Die Verbraucher in den USA könnten es angesichts sinkender Hauspreise und möglicherweise verschlechterter Perspektiven am Arbeitsmarkt trotz sinkender Zinsen vorziehen, ihre Verschuldung zu verringern, anstatt ihren Konsum erneut auszuweiten. Die Banken könnten angesichts ihrer internen Probleme trotz sinkender Zinsen die Kreditbedingungen für Unternehmen und Privathaushalte verschlechtern. Es sei daher möglich, dass die Zinssenkungen verpuffen und nicht die erhoffte Belebung der Nachfrage bringen würden.

Ein weltweiter Konjunkturabschwung würde die Gewinnperspektiven der Unternehmen beeinträchtigen. Es sei daher möglich, dass sich die derzeitigen Gewinnprognosen der Analysten als zu hoch erweisen würden und sukzessive nach unten korrigiert werden müssten. Das würde sich negativ auf die Kursentwicklung an den Börsen auswirken.

Allerdings seien die Bewertungen der Aktienmärkte insgesamt moderat, sowohl im historischen Vergleich als auch in Relation zur Situation nach 2003. Zinssenkungen der Notenbanken würden zudem die relative Attraktivität von Aktien im Vergleich zu Anleihen erhöhen. Das seien gegenläufige Einflüsse, die für 2008 eine Seitwärtsbewegung an den Börsen möglich erscheinen lassen würden.

Unter diesen Umständen seien Bonus-Zertifikate und Kapitalschutz-Anleihen eine interessante Anlagealternative. Sie böten ein hohes Maß an Sicherheit gegenüber Kursrückschlägen und würden dennoch eine attraktive Rendite ermöglichen. (27.11.2007/ac/a/m)